Eigentlich wollten wir dieses Jahr keinen großen Urlaub machen. Schon letztes Jahr haben wir unser Geld wegen des Hauskaufes lieber zusammengehalten und fuhren nur über ein verlängertes Wochenende nach Schweden. Jedoch wurde der Drang nach Innehalten und Durchatmen immer größer und so beschlossen wir einen Urlaub auf Bornholm. Ganze zwei Wochen lang. Ach, es war ein Traum! Endlich abschalten von den Nachrichten, Stille genießen, Wind, Sonne, Regen, Meer, bunte Blätter, Sand, Herbstfülle.
Schon letztes Jahr bemerkten wir, wie wunderschön es ist den Sommerurlaub im Herbst zu feiern. Der Herbst bietet so viele Vorteile. Es ist nicht mehr so unerträglich heiß, die Menschenmassen haben sich gelegt (danke, dass wir noch nicht an Schulferien gebunden sind) und es gibt eben diese ganze Herbstfülle mit viel Wind, wunderschönem Sonnenschein, goldenem Licht, langsam sich verfärbende Blätter und Äpfeln und Brombeeren und Pilzen satt. Das Meer kann man trotzdem noch genießen und es gab viele kleine Badesessions. Rein ins Wasser, spritzen, sich freuen und schnell wieder raus und erfrischt anziehen.
In den zwei Wochen haben wir 5 Nächte in Jugendherbergen verbracht und 8 Nächte wild gezeltet. Das klappt auf Bornholm sehr gut. Wir haben uns meist in eine kleine abgelegene Ecke gestellt und wurden geduldet und begrüßt. Der Hafen macht sich für so etwas sehr gut. Denn die Dänen haben dort meist noch eine schöne große, gemähte Wiese an deren äußersten Rand wir uns stellen. Oder wir fanden ganz nah am Meer etwas. Einmal wurden wir verscheucht. Mit sowas muss man rechnen und wir fanden stattdessen auch einen anderen herrlichen Platz, der ganz einsam war.
Man muss dazu sagen, dass wir auch nur ein ganz kleines Drei-Mann-Zelt haben. Mit zwei kleinen Kindern (und dem Auto, sodass die Klamotten nicht im Zelt lagerten) klappt das einwandfrei. Le Petit hat sich jeden Tag aufs Schlafengehen gefreut. Im Zelt, Papi! Mit Schlafsack! Und da ein ganzer Tag an der frischen Luft auch sehr müde macht, schlief er spätestens nach zehn Minuten tief und fest. Beim Lieschen sah das anders aus. Wir hatten keinen Kinderwagen mit, sondern trugen sie in der Mei-Tai-Trage. Mein Rücken war nach diesen zwei Wochen auch nicht mehr der Jüngste. So konnte das Lieschen zwar ihren Mittagsschlaf halten (und musste keinen Meter laufen, was sie auch nicht so gerne macht), wurde aber doch meist vorzeitig wach (durch Echo-Such-Rufe, Freudenrufe über die Angel oder weil ich mich mal hingesetzt habe...). So war sie Abends schon über ihren Müdigkeitspunkt hinaus und ein bisschen aufgedreht. Sie krabbelte durchs Zelt, plapperte ununterbrochen, streichelte alle Anwesenden, kreischte über die Bewegungseinschränkung im (Baby)Schlafsack und iiiiiiirgendwann, wenn ich selbst schon im Halbschlaf war, fiel sie endlich um und durfte auch einschlafen.
Zweisamkeit gab es in diesem Urlaub nur Häppchenweise, wenn die Kinder gespielt haben. Abends sind wir mit ihnen ins Bett gesunken und morgens mit ihnen aufgewacht. Und es war herrlich. So viel Familienzeit. So eine intensive Zeit mit den Kindern, aber auch mit meinem Mann im Familiengewimmel. Ein Tag lief meist nach folgendem Muster ab. Wir wachen auf, die Kinder schlafen noch und mein Mann und ich blinzeln uns zu. Gegen halb 8(!) regten sich die Kleinen und Le Petit zog sich meist sofort an und sprang raus (oder auch gerne im Schlafanzug ohne Schuhe...). Mein Mann kocht Haferflocken (mit Äpfeln und Brombeeren!! hmmm), Kaffee und Tee auf unserem coolen Hobokocher. Den Hobokocher befeuerten wir meist mit Holz und Le Petit war eine große Hilfe beim Stöckchensuchen und -zerbrechen. Währenddessen zog ich Lieschen um und kümmerte mich ums Zelt. Nach dem Frühstück wurde alles wieder ins Auto geladen. Wir fuhren eine Viertelstunde, schauten uns die Gegend an, fanden eine Räucherei, aßen Räucherfisch mit Knäckebrot zum Mittag mit Meerblick, gingen wandern, windeten Heidekrautkränze ("Wo ist der Krinz, Mami?" "Es heißt Kranz.") fanden eventuell einen Spielplatz, schauten uns Häfen an oder turnten auf den großen Felsen am Meer herum. Gegen Nachmittag bauten wir an einem anderen Ort unser Zelt auf und mein Mann kochte wieder auf unserem Kocher unser Abendbrot, danke dir! Anschließend Zähne putzen mit Blick auf Meer und ab in den Schlafsack.
Für manche klingt das nach viel Arbeit, aber es war Teil unseres Urlaubs. Der Große hat das genossen. Überhaupt war Le Petit in diesem Urlaub schon so unglaublich groß und hilfreich. Er hat geholfen das Zelt aufzubauen (ok, er (lässt sich nichts sagen) und ich (ungeduldig) im Team, das lief nicht so), nach Pilzen Ausschau gehalten, Gemüse fürs Abendbrot geschnippelt, Stöcke zum Feuern gesucht und brauchte immer eine Aufgabe. Das Lieschen dagegen hat viel geweint. Sie hat sich unglaublich weiterentwickelt in diesem Urlaub und steuert zielsicher auf eine Zweijährige zu. Sie braucht weiter beständig meine (nahe) Anwesenheit und Zuwendung. Ich glaube, Le Petit war in diesem Alter ein bisschen anders. Aber da war er ja auch noch Einzelkind. Dafür hat das Lieschen weiterhin unglaublich an ihren Sprachkenntnissen gefeilt. Sie kann schon so viel reden und verstehen und sich verständlich machen.
Besonders schön fand ich, dass die Geschwister in diesem Urlaub sich ein bisschen als Spielkameraden entdeckten. Sie können so schön zusammen kichern oder ihre Spielchen spielen (bis Lieschen hinfällt und dann weint).
Am Ende der zwei Wochen merkte man aber auch, dass die beiden sich auf zu Hause freuen. Le Petit fragte immer öfter, wie lange wir noch im Urlaub sind. Wir umrundeten auf unsere Weise die kleine Insel Bornholm und merkten auch, dass den Kindern die Beständigkeit fehlte. (Da habe ich mich dann gefragt, wie es reisende Eltern machen?) Wir Eltern haben eher wehmütig diese kleine, stille, sonnige, windige Insel verlassen. Mit nur einem Zelt und ein klein wenig Kochgeschirr gab es so herrlich wenig zu tun. Und das Draußen-Leben, bei dem Flecken auf den (zwei Paar) Hosen nicht stören, genießen wir einfach zu sehr.