Le Petit lässt sich nicht gerne etwas zeigen. Immer wieder werde ich von seinen Fähigkeiten überascht, wenn nicht gar überrumpelt. In besonders lebhafter Erinnerung habe ich seinen ersten Kindergartentag. Am Nachmittag fand zufällig ein Elterncafe statt. Auf den Tischen standen kleine Kännchen mit Saft und Wasser (der Kaffee für die zittrigen Eltern stand separat). Le Petit wollte sich Saft eingießen, griff eine Kanne und - ich schritt ein. Ich habe ihn vorher nicht eingießen lassen, sah den ganzen Saft bereits auf dem Tisch, er war noch nicht drei Jahre alt... Le Petit wurde wütend und riss an der Kanne. So rissen wir nun beide an unserer Seite, als sich Gott sei dank eine Mutter neben mir an uns wendete und mir mitteilte, dass die Kinder im Kindergarten sich immer selber einschenken dürfen. Skeptisch überließ ich ihm die Kanne und siehe da - er goß sich wunderbar den Becher voll, ohne zu schweppern oder umzureißen. Soweit ich mich erinnern kann, haben wir das vorher nicht geübt.
So ist es oft bei ihm. Entweder er kann es oder er kann es nicht. Er lässt sich nicht gerne etwas zeigen, um es dann zu üben. Wenn er eine Sache dann macht, dann kann er sie halt. Gestern Morgen beispielsweise hat er den Reißverschluss seines Hoodies geschlossen. Mit einigen Schwierigkeiten zwar, aber es hat geklapt. Helfen ist da auch eher kontraproduktiv, wie ich mir durch ein angeraunztes Eeeehh! anhören durfte. Vor seinem dritten Geburtstag erzählte er uns ständig, dass er bald Fahrrad fahren darf. Noch an seinem Geburtstag ist er alleine gefahren.
Für mich ist das (wie immer) ein bisschen schwierig. Ich würde ihm gerne mehr Hilfe anbieten, Dinge selber zu machen. Ich möchte mit ihm zusammen lernen, ihn ein bisschen leiten. Nunja, immerhin macht er sein Ding. Er ist da halt ein bisschen eigen, unser Charakterjunge.