Ich kann es kaum glauben, vor einem Jahr steckten wir mitten in unserer Bauphase.
Wir haben an unserem Haus viel selbst gewerkelt. Um Geld zu sparen - klar. Und weil es so gut gepasst hat. Ich war mit dem kleinen Lieschen noch in Elternzeit und mein Mann nahm sich ebenfalls Elternzeit und zusätzlich Urlaub. Mitte November konnten wir endlich loslegen und begannen die Garage zu pflastern. Und wenig später war auch der Innenausbau soweit fertig, dass wir weitermachen konnten.
In anderthalb Monaten haben wir es geschafft die Wände und Decken zu streichen, Bad und Flur zu fließen, die Sanitärsachen zu installieren, tausendmillionen Fugen mit Silikon oder Acryl zu ziehen und in sämtlichen Räumen Dielen bzw. Laminat zu verlegen. In der Woche haben wir zu zweit gearbeitet, an den Wochenenden bekamen wir viel Unterstützung von Freunden und Familie.
Ein typischer Tag in dieser Zeit sah folgendermaßen aus. Gegen halb 6 stehe ich auf, mache Kaffee, esse Müsli, packe Obst, Kaffee und Mittag ein und radel im Stockfinsteren zum Haus. Nachdem ich die Wohnung verlassen habe, steht mein Mann mit den Kindern auf, reicht Frühstück, zieht sie an und bringt den Großen mit dem Anhänger zu Kindergarten. Anschließend fährt er mit dem kleinen Lieschen im Schlepptau zum Haus. Dort ziehe ich schon fleißig Fugen oder streiche die Wände. Zusammen arbeiten wir schnell weiter. Lieschen ist auf der Fahrt eingeschlafen, wir müssen die Zeit zusammen nutzen, bis sie aufwacht. Einmal wach ist sie entweder die Leiter hochgeklettert (meine Nerven!), spielte im Laufgitter (eher unbeliebt), krabbelte im Staub herum. Es war nicht einfach... Mittags hatten wir meist einen Nudelsalat dabei, noch ein bisschen Kaffee und Obst. Irgendwann hat unsere Kleine dann wieder Mittagsschlaf im Fahrradanhänger gemacht. Ich war damals sehr, sehr froh, dass sie noch so viel geschlafen hat. Wir konnten wieder schnell zusammen was schaffen. Gegen 15:30 Uhr habe ich mich dann mit der Kleinen von der Baustelle verabschiedet und bin zum Kindergarten gefahren, um den Großen abzuholen. Abends trafen wir alle zu Hause ein, um Abendbrot zu essen. Nachdem die Kinder im Bett waren, habe ich meist noch das Mittag für den nächsten Tag gekocht, an dem dann ich morgens zum Kindergarten fuhr und dafür Nachmittags noch weiter baute.
Es war eine sehr anstrengende Zeit. Das merke ich vor allem daran, dass ich mich an fast nichts mehr erinnere. Habe ich letztes Jahr Plätzchen gebacken? Haben wir weihnachtlich geschmückt? Wann hab ich eigentlich die Geschenke besorgt bzw. wann haben wir einfach nur Nahrungsmittel eingekauft? Ich bin froh, dass wir in der Zeit alles geschafft hatten, um dann am 2. Januar mehr oder weniger spontan einzuziehen. Es hat mir auch großen Spaß gemacht - das Bauen. Nun kann ich fließen, Dielen verlegen, Fugen ziehen etc. Die Arbeit hat mir wiedereinmal gezeigt, dass man eigentlich sehr viel selber machen kann. Man muss es nur tun.
Und noch heute vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht glücklich darüber bin, jetzt hier in diesem alten Dorfkern zu wohnen; ein bisschen außerhalb der Stadt; in unserem kleinen Dreiseitenhof-Dörfchen; in diesem Haus mit Garten und so viel Platz!
Und wenn ich eine nicht ganz perfekt verfugte Fließe sehe, denke ich: Pah! Dafür selbstgemacht!