Freitag, 21. August 2015

Es herbstelt

Heute morgen hat es das erste Mal geherbstelt. Das Termometer zeigte gerade einmal 12 Grad, die Luft war frisch und klar. Ich habe mir das erste Mal ein Tuch aufgesetzt, um mich vor dem kalten Fahrtwind zu schützen (wie hab ich das zu Schulzeiten nur ohne Tuch bei Minusgraden gemacht? Ich kapiers nicht.) Das tolle am Herbst ist ja, dass es morgens so schön frisch ist und es am Tag aber trotzdem noch warm wird.

Am Sonntag ist die Taufe der Kinder. Ich freu mich schon. Und ich bin überhaupt nicht aufgeregt. Dass ich Abends nicht einschlafen kann, mich tausendmal rumwälze und wieder aufstehe, in der Nacht aufwache und tagsüber mein Herz wie wild klopft, das liegt bestimmt an was ganz anderem. Denn ich bin ja gar nicht aufgeregt. Ich muss nur noch dies und das erledigen, dabei nichts vergessen, die Geschenke noch fertigstellen, saugen, wischen, Bad putzen, Fenster sauber machen, Essen vorbereiten, bangen ob die Gläser und Teller und Stühle reichen. Ja, aber aufgeregt bin ich nicht. Aber ich freue mich!
Die Kinder bekommen ein tolles Geschenk. Für Le Petit habe ich eine Puppe genäht. Ich dachte, es wird ein wilder Junge und nun ist es ein liebes Mädchen. Seltsam, aber die Puppen und Le Petit haben ihren eigenen Kopf. Vielleicht ist es ja ein Gegen- und Ausgleichspol zu Le Petit. Wozu brauche ich zwei wilde Jungs? Das kleine Mädchen bekommt was, womit sie ihre Leidschaft zu stecken ausleben kann. Ich muss beides noch ein bisschen vollenden. Ahem....

Hier ist ein sehr interessanter Bericht über einen Berliner, der Flüchtlinge bei sich schlafen lässt. Diese Einzelschicksale treiben mir die Tränen in die Augen. Was antwortet man auf so eine Frage:
„Wieso darf Ahmad bleiben und ich nicht?“, hat er mich einmal gefragt. „Weil ihm genommen wurde, was ich nie hatte?“ 
Der Flüchtling aus Syrien erinnert mich an einen jungen Mann, den ich bei meinem ersten Besuch in  der Zeltstadt traf. Er war auch aufgeweckt, hilfsbereit, konntet gut Englisch. Beim zweiten Besuch habe ich ihn leider nicht wieder getroffen. Ich hoffe, dass er es schafft. Aber was ist mit den ganzen Youssoufs des Berichts? Echt jetzt, das ist doch alles Mist! Kann die Welt nicht anders sein?


Ach ja, und heute morgen haben wir dann bemerkt, dass er gar nicht seine Schwester zum Geburtstag eingeladen hat, sondern ein Mädchen aus dem Kindergarten, das genauso heißt. Ich hab ihm die Einladung gegeben und gemeint, er könne sie ihr ja gleich geben. Sie ist ja hier. Er war verwirrt und fragte, warum die anderen nicht da sind. Irgendwann dämmerte es mir dann. Zum Glück! Wenn wir sie jetzt nun nicht eingeladen hätten und dann an seinem Geburtstag gesagt hätten "Aber hier ist doch L., deine Schwester.", na da hätte er blöd geguckt (und geschrien und geweint...). Uffa..