Frau Brüllen hat zum Tagebuch-Bloggen aufgerufen. Ich bin gespannt zu erfahren, wie ihr Tag als Betriebschemiker so verläuft und was sie da macht.
Bis vor kurzem habe ich als Teilchenphysikerin gearbeitet. Das war mein Wunsch seit dem Abitur. Wie man da allerdings arbeitet, wusste ich selbst im Studium noch nicht. Erst durch meine Mitarbeit in der Forschungsgruppe kurz vor der Diplomarbeitszeit habe ich einen Einblick in die Arbeit erlangen können. Exemplarisch möchte ich deswegen einen Tag aus meiner Zeit als Teilchenphysikerin beschreiben:
6:30 der Wecker klingelt, ich schalte das Radio ein und kuschel mich zurück ins Kissen. Aus dem Kinderbett hört man erstes Rumgewurschtel, mein Mann blinzelt.
6:50 ich schnappe mir Le Petit und trage ihn ins Bad, um mich und ihn tagesfertig zu machen, mein Mann macht Frühstück
7:20 Porridge ist fertig, Le Petit schwankt zwischen "Ich verhungere gleich sofort" und "Heute esse ich nichts, sondern bin stattdessen knatschig", irgendwann mampft er doch seine Haferflocken
7:45 Frühstück ist "alleeeeeee", wir ziehen uns die Wintersachen an und gehen runter zu den Fahrrädern, der Anhänger wird montiert und wir machen uns auf den Weg, mein Mann bringt Le Petit in die Krippe während ich gleich zum Institut weiterfahre
8:45 ich komme im Institut an, setze mich an meinen Schreibtisch und checke ersteinmal eMails, nachdem ich die 30 neuen Mails nach wichtig und unwichtig sondiert habe, hole ich mir einen Kaffee und werfe einen Blick auf den Computer-Code, der am Abend zuvor dauernd Fehler ausgab, bis ich dem Fehler auf die Schliche komme.
10:00 Habe bis jetzt fleißig weiter programmiert, aber so langsam brauche ich eine kleine Abwechslung. Werfe einen kleinen Blick in die Blogrunde.
10:30 Fange an eine kleine Präsentation meiner neuesten Ergebnisse vorzubereiten.
11:30 Meine Kollegen rufen zum Essen und wir gehen in die Mensa nebenan. Wie immer wird sich über das Essen beschwert und während des Mittags viel über Arbeit geredet. Danach treffen wir uns alle wieder zusammen an der Kaffeemaschine, um das Nach-dem-Mittag-Tief zu bekämpfen.
13:30 Meine Präsentation ist fertig, gerade rechtzeitig zum Beginn des Telefonmeetings. Ich telefoniere mit meinen Kollegen am CERN , in den USA und aus Deutschland. Heute stellen 5 Personen ihre Ergebnisse vor. Es gibt viel Input und viele Fragen. Wir einigen uns auf eine Selektionsstrategie der Ereignisse.
15:00 Meeting beendet, ich werfe nocheinmal einen Blick in meinen Code und beginne die Vorschläge ein zu bauen.
15:30 Ich muss los! Mit dem Fahrrad radel ich zur Krippe, wo mir ein freudestrahlender Le Petit in die Arme läuft. Ich montiere den Anhänger am Rad, überrede Le Petit sich reinzusetzen (bzw. sich nicht zu wehren, wenn ich ihn reinsetze) und mache mich auf den Weg nach Hause. Unterwegs halten wir am Spielplatz an und spielen noch ausgiebig, bis es mir zu kalt wird.
17:30 Wir kommen zu Hause an und stellen mit Freude fest, dass mein Mann schon da ist. Bis zum Abendbrot wird noch gespielt.
18:00 Abendbrot! Läuft mehr oder weniger relativ harmonisch ab. Zum Glück isst Le Petit recht gut. Meist schnappe ich ihn mir danach gleich und mache ihn bettfertig. Im Schlafanzug gucken wir noch ein paar Bücher (Buuuch!) an.
19:15 Ich bringe Le Petit ins Bett, singe noch ein paar Lieder und gehe langsam raus. Le Petit steht auf und fängt an zu jammern. Ich gehe wieder ins Schlafzimmer, lege ihn hin und singe ein Lied. Das ganze wiederholt sich beliebig oft, bis ich genervt meinen Mann schicke. Der ist innerhalb von 5 Minuten wieder da (wie schafft er das nur?)
20:00 Wir sitzen gemütlich im Wohnzimmer und schauen die Nachrichten. Danach schauen wir entweder ein Programm aus unseren vier Sendern oder StarTrek oder wir lesen. Meist stricke ich beim Fernsehen.
21:30 Mein Mann wird müde und muss jetzt SOFORT ins Bett =) Ich geh mit und spätestens 22 Uhr liegen wir meist in den Federn.